Financing

Als die Studiengebühren in Niedersachsen wegfielen, schrumpfte der Betrag, den man an die Universität überweisen sollte, in Göttingen von ungefähr 800 € auf 300 €. In den USA sind das kaum Beträge. Bereits ein Bachelorstudium kostet ungefähr 120 000 US$ an Studiengebühren, was aber sehr von der jeweiligen Hochschule abhängt. Dazu kommen dann noch Lebenshaltungskosten...
Als ich US-amerikanische Studierende fragte, wie sie das finanzierten, stellte sich heraus, dass die meisten bereits hohe Schulden haben (student loans aufnehmen), da sich sonst das Studium kaum meistern ließ. Allerdings werden auch Stipendien vergeben oder Sportstipendien verliehen, die wiederum mit einem straffen Trainingsplan verbunden sind.
In den meisten graduate Programmen werden aber Teaching Assistantships (ähnlich zum Tutor im deutschen System) oder Research Assistantships (ähnlich zum Hiwi) angeboten, die Studiengebühren und teils Lebenshaltungskosten decken.

Scholarships

Für Deutschland sind die folgenden Programme die bekanntesten, die einen US-Studienaufenthalt fördern:
  • DAAD
  • Fulbright Kommission
  • Studienstiftung des deutschen Volkes e. V.
  • VDAC
  • Sonderprogramme der Studienstiftung (ERP und McCloy)
Der DAAD (Deutsche Akademische Austauschdienst) vergibt Jahresstipendien für Studienaufenthalte im Ausland (also nicht nur USA). Die Deadlines für die verschiedenen Länder sind jeweils unterschiedlich.
Es kann ein Verlängerungsantrag gestellt werden, so dass nicht nur ein Jahr, sondern zwei gefördert werden. Neben einem monatlichen Zuschuss gibt es auch eine Flugkostenpauschale. Mehr Informationen zum DAAD-Programm.
Die Deadline der Bewerbung über das Online-Portal liegt ungefähr Mitte Juli bis August. Erfolgreiche Bewerber werden nach Bonn zu einem ca. 10-15 minütigen Gespräch eingeladen. Meine Zusage erhielt ich Ende November.
Fragen, die mir beim Gespräch gestellt wurden:
"Sie sind ehrenamtlich engagiert - was würden Sie als eines Ihrer größten Projekte beschreiben?"
"Warum wollen Sie genau an die und die Universität?"
"Welche Verantwortung birgt Wissenschaft? Wie übernehmen Sie Verantwortung für Ihren Bereich in der Wissenschaft?"
"Was begeistert Sie an Ihrem Fachbereich und wie entwickelte sich diese Begeisterung?"
"Warum möchten Sie "nur" zwei Jahre in den USA bleiben? Warum nicht kürzer/länger?" 

Bei der Bewerbung für den DAAD sollte man sich vorher die Liste der Partnerschaftsuniversitäten anschauen, bei denen die Studiengebühren für Stipendiaten geringer ausfallen.

Der Fulbright-Kommission liegt vor allem der akademische und kulturelle Austausch am Herzen, weshalb die Förderdauer neun Monate beträgt, damit Kandidaten danach in ihr Heimatland zurückkehren. Dementsprechend werden sehr gute akademische Leistungen und ein hohes kulturelles Verständnis erwartet.
Man bewirbt sich bis Mitte Juni mit Motivationsschreiben usw. über ein Online-Portal (wie beim DAAD), wobei hauptsächlich Noten, Empfehlungsschreiben usw. unter die Lupe genommen werden. Wer die Kriterien trifft, wird zu einem persönlichen Gespräch nach Berlin eingeladen. Dort findet kein Einzelgespräch wie beim DAAD statt, sondern man sitzt mit zwei bis drei Mitbewerbern vor ungefähr vier Mitgliedern der Auswahlkommission. Das Gespräch dauert ca. 60 Minuten und die Bewerber antworten der Reihe nach auf die gleiche Frage. Das Interview wird nicht wie beim DAAD nur auf Deutsch, sondern teils auf Deutsch, teils auf Englisch durchgeführt.
Fragen, die mir beim Interview gestellt wurden:
"Eine Gruppe US-amerikanischer Studenten kommt nach Deutschland, was würden Sie ihnen zeigen und warum?" (Auf Englisch)
"Wie denken Sie, können Sie die erworbenen fachlichen Fähigkeiten wieder an Ihrem Studienstandort (in meinem Fall Göttingen) einbringen?" (z. B. Nanostrukturen in den USA untersuchen und in Göttingen Röntgenstrukturanalyse damit betreiben)
"Wo sehen Sie die wesentlichen Vorteile deutscher Universitäten?"
"Welchen Schwerpunkt planen Sie in den USA zu studieren und warum?"
"Was könnten Sie sich bei einem "deutschen Abend" in den USA vorstellen, zu unternehmen?" 

Fulbright übernimmt in erster Linie die Lebenshaltungskosten und dann die Studiengebühren bis zu 34500 US$. Sollten sich beide Faktoren zu weniger als 34500US$ aufsummieren, wird nur der notwendige Betrag überwiesen. Die Berechnung erfolgt anhand einer Tabelle, in der die Lebenshaltungskosten und Studiengebühren des letzten Jahres für eine bestimmte Universität eingetragen sind.
Darüber hinaus wird der Flug bezahlt (und vom eigenen Reisebüro gebucht), eine Krankenversicherung abgeschlossen und Krankenversicherungskosten der Universität übernommen. Auch die Bewerbungsgebühr an der Universität, die man letztendlich besucht, werden gedeckt (ca. 130 US$).
Ende November werden Zu- und Absagen verschickt, wonach die Bewerbung an den US-amerikanischen Universitäten selbst beginnt. Man kann sich über Fulbright bewerben, so dass man Wunschuniversitäten angibt und schließlich mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer angenommen wird. Eine Eigenbewerbung ist auch möglich, wobei man eher steuern kann, welche Universität man später besucht.
Neben der finanziellen Förderung, gibt es auch interkulturelle Workshops zu Förderungsbeginn, bei dem allgemeine Themen mit Stipendiaten aus anderen Ländern diskutiert werden. Diese Seminare sind hochgelobt und diejenigen, die dort waren, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr begeistert.
Anzumerken ist insgesamt, dass das Fulbright-Stipendium als eines der renommiertesten Stipendien der Welt gilt.

Neben dem Fulbright-Vollstipendium gibt es noch ein Reisekostenstipendium, auf das man sich unabhängig bewerben kann und das auch mit anderen Stipendienprogrammen (z. B. VDAC) kompatibel ist.

Ist man bereits in der Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen, lässt sich eine zusätzliche Auslandsförderung beantragen. Diese fällt pro Land unterschiedlich aus.
Für ein- bis zweijährige Masterprogramm gibt es Sonderförderungen der Studienstiftung, auf die man sich auch bewerben kann, wenn man nicht bereits in der Studienstiftung ist. Mit dem McCloy Programm wird ein solcher Aufenthalt an der Harvard Kennedy School gefördert. Das ERP-Programm fördert ebenfalls einen US-amerikanischen Masterabschluss.

Der Verband der deutsch-amerikanischen Clubs (VDAC) hat eine Liste von Partnerschaftsuniversitäten, an die Studenten vermittelt werden. Das Stipendium besteht aus dem Erlass der Studiengebühren (bis zu 30000 US$, je nach Universität) und einem kleinen Beitrag zu den Lebenshaltungskosten.
 
Wichtig: Falls man in einem graduate Programm eingeschrieben ist (d.h. den Bachelor schon hat), ist in der Regel kein Stipendium notwendig, da die Kosten durch eine Tutorenstelle o. Ä. gedeckt werden. 

Nicht alle Stipendien sind kompatibel: Das DAAD-Jahresstipendium und das Fulbright-Vollstipendium schließen sich gegenseitig aus. Allerdings kann das Fulbright-Reisestipendium zum Beispiel ein Stipendium der Studienstiftung aufstocken. Dies muss aber im Einzelfall geprüft werden.

Teaching Assistantships

Teaching Assistantships (TA) entsprechen ungefähr einer Tutorenstelle in Deutschland. Die Übungsgruppen sind dabei oftmals etwas größer (30 Personen) und die Übungszettel sind anders gestaltet. Sie können schneller korrigiert werden und werden teilweise auch in die Gesamtnote des Moduls einbezogen.
Im ersten Jahr als graduate student  erhält man in der Regel eine Stelle als TA, danach arbeitet man hauptsächlich in einer Forschungsgruppe. Die Vergütung dafür ist etwas höher als beim TA.