How to...

... get to the US

(in German)

Wenn ich jetzt über die Zeit zurückblicke, die ich für die Bewerbungen gebraucht habe, kann es gut sein, dass dieser Zeitraum meinen tatsächlichen Studienaufenthalt bei weitem übertrifft. Manchmal scheint es nicht die Hürde zu sein, drüben zu leben, sondern überhaupt dorthin zu kommen. Der Weg ist das Ziel.

Früh Informieren

Angenommen, man möchte im Herbst 2016 in die USA gehen, dann sollte man sich im März 2015 bereits über Stipendien, Universitäten und Arbeitsgruppen informiert haben, also anderthalb Jahre vorher anfangen.
Der Grund dafür sind die Deadlines der Stipendiengeber, die teils Mitte Juni und Mitte August für das kommende Jahr liegen. Die Vergabe der Stipendien muss vor der Deadline der Bewerbung an Universitäten klar sein. Diese Deadline liegt aber teils schon im November, d. h. bis dahin müssen die Stipendien vergeben sein.
Ich habe im März/April 2014 Arbeitsgruppen kontaktiert und gefragt, ob ich potentiell als Studierende dort arbeiten könnte. So konnte ich die Arbeitsgruppe bei der Bewerbung auf Stipendien als Kontakt angeben. Außerdem wurde meine Bewerbung an der Universität später anders beachtet, da ich "schon bekannt" war.

Vor der Bewerbung auf Stipendien und Universitäten sollte man sich genau erkundigen, in welchen Studiengang und welches -fach man möchte: Nach dem Bachelor schließen mittlerwele viele Hochschulen ein PhD-Programm (Promotionsprogramm) an, ohne einen separaten Masterstudiengang anzubieten. Steigt man früher aus dem Promotionsprogramm aus, wird in bestimmten Fällen ein Master's degree vergeben.
Das erste Jahr im Promotionsprogramm ist tatsächlich ähnlich zum deutschen Master, beinhaltet aber keine Masterarbeit. Stattdessen werden Kurse belegt (zumindest in Physik, z. B. Quantenmechanik II).

Bewerbung auf Stipendien

Eine Übersicht über die bekanntesten Stipendien für Auslandsaufenthalte in den USA findet sich auch in diesem Blog. Die Bewerbung lohnt sich schon allein, um Motivationsschreiben usw. zu üben. (Und teilweise kann man auch ähnliche Texte und Gedankengänge verwenden.) Es gilt wieder so früh wie möglich anzufangen.

Tests

Zur Bewerbung an den Universitäten werden in der Regel die folgenden Tests benötigt:
  • Sprachtest: TOEFL
  • "Allgemeintest": GRE General
  • Wissenstest: GRE Subject Test
In seltenen Fällen wird auch ein IELTS Score statt des TOEFL Testergebnisses akzeptiert. Beide Tests lassen sich manchmal sogar schon an der eigenen deutschen Hochschule durchführen und werden häufiger im Jahr angeboten.
Der "Allgemeintest" stellt eine Punktzahl über die Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz aus. Dabei werden die eigenen Leistungen mit dem eines Muttersprachlers verglichen. Der Test wird in größeren Städten (Hamburg, Berlin, München etc.) mehrmals im Jahr angeboten. Es empfiehlt sich, ihn so früh wie möglich zu machen (März des Vorjahres vom Auslandsaufenthalt). Die Schreib- und Lesekompetenz fällt in der Regel nicht besonders gut aus; allerdings werden bei naturwissenschaftlichen Fächern die Punktzahl der Rechenkompetenz berücksichtigt.
Der Wissenstest allerdings findet nur ungefähr dreimal im Jahr statt und wird auch nur an der TU München durchgeführt. Der Test hat's in sich: Wie beim GRE General geht es um Kreuzen, allerdings hat man 100 Fragen und drei Stunden Zeit, wobei man pro Frage in Physik rechnen muss. Ungefähr wird das Wissen eines Bachelorabschlusses vorausgesetzt, was ich zu dem Zeitpunkt des Tests nicht hatte. Es empfiehlt sich aber, auf jeden Fall eine Vorlesung in Quantenmechanik abgeschlossen zu haben.
Für alle Tests solle man vorher üben, üben, üben! Allein durch eine gekonnte "Kreuzstrategie" kann man Zeit sparen. Außerdem kennt man bereits das Format der Tests.
Leider kosten die Tests ungefähr 100€ pro Teilnahme, wobei noch Fahrt- und oftmals Übernachtungskosten hinzukommen.

Bewerbung an den Universitäten

Die Testergebnisse sollte man im optimalen Fall vor der Bewerbungsdeadline an den Universitäten haben. Die scores können aber notfalls nachgereicht werden.
Es hängt allerdings nicht alles an den Testergebnissen. Eine Universität, an der ich mich bewarb, schrieb einen Mindestscore aus, unter dem eine Bewerbung fast aussichstlos wäre - ich wurde trotzdem angenommen.
Die Deadlines liegen in der Regel Ende November oder Mitte Dezember. Über ein Onlineportal lädt man Motivationsschreiben oder ein research statement (i. d. R. 1-2 Seiten), das personal statement (auch ca. 1-2 Seiten) und weitere Unterlagen, wie zum Beispiel eine Übersetzung des Zeugnisses der deutschen Hochschule, hoch. In wenigen Fällen werden noch Unterlagen per Post eingeschickt. Die statements können frei formuliert werden. Ich habe dabei versucht, eine Geschichte über mich oder irgendetwas, was beim Leser auf jeden Fall hängen bleibt, zu erzählen.
Mitte Januar bis April meldet sich die US-amerikanische Hochschule entweder direkt mit einer Absage, einem Interviewtermin oder einer Zusage. Wenn man einen Interviewtermin erhält, stehen die Chancen zur tatsächlichen Zusage gut.
Wieder zu beachten sind die Bewerbungskosten, die pro Universität bei ca. 130 US$ liegen. Dazu kommen die Kosten, die Testergebnisse an die Universität zu schicken, was sich auch auf insgesamt ca. 70 US$ pro Hochschule summiert.


Lokale Details 

Einmal angenommen an der US-amerikanischen Hochschule kann kaum noch etwas passieren. Das wichtigste ist dann die finale Beantragung des Visums entweder über die Hochschule oder den Stipendiengeber und das Finden einer Wohnung. Dabei werden oft von der Hochschule Wohnheime angeboten, die aber nicht so preiswert sind wie Studentenwohnheime in Deutschland. Mit Kosten in einer Größenordnung von ungefähr 1000 US$ pro Monat sollte man rechnen.
Hilfreich ist es, sich vorher mit Studierenden der Universität in Kontakt zu setzen, Arbeitsgruppen anzuschauen, den Mitbewohner kennenzulernen usw. Das beruhigt auf der einen Seite, weil man nicht ins absolute Unbekannte fährt, gibt aber auch Aufschluss über Umstände, auf die man sonst nicht vorbereitet wäre.
Zu beachten sind die Öffnungszeiten der Wohnheimsverwaltung, wenn man ankommt, die dann auch einfach geschlossen haben kann, so dass man etwas ratlos dasteht. Hier kann ein Tür öffnender Mitbewohner sehr praktisch sein.